Chronik 1937 bis 1999 - Von der Gründung bis zum Millenium

Lange Zeit lag die Gründung unseres Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte im Dunkeln. Akten und Gründungsurkunde sind nicht vorhanden; Jubiläen wurden zu Zeiten gefeiert, die nicht haltbar sind. Vielleicht wurden vor der offiziellen Gründung vorbereitende Gespräche geführt; dies konnte jedoch bei einer sachlichen Bearbeitung und Datierung nicht berücksichtigt werden. So gelang es nur, durch die erhalten gebliebenen Zunftchroniken von Freiburg, Staufen, Zell im Wiesental und Kenzingen die tatsächlichen Gegebenheiten nachzuvollziehen. Zeitungsausschnitte beweisen die Richtigkeit der Aufzeichnungen der Chronisten..

Die Zünfte Breisach (1934-1937), Freiburg (1936-1938) und Säckingen (seit 1924) waren Mitglieder der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte. War es nun ausschließlich der Wunsch um mehr Kontakt im oberrheinischen Raum, der zur Gründung des Verbandes führte, oder spielten auch einer oder mehrere der nachstehenden Gründe mit?

a) Die Vereinigung verlangte den Nachweis der geschichtlichen Grundlagen. Breisach und Freiburg wurden wie z. B. die Narrenzünfte aus Gengenbach, Löffingen, Offenburg, Singen, Schwenningen, Waldkirch und Wolfach "nur" in die Gruppe 11 eingereiht. Säckingen wurde wegen fehlender Unterlagen noch zurückgestellt. Waren die Zünfte mit der Eingruppierung, die sicher sachlich angreifbar ist, unzufrieden?

b) Die Narrenzunft Breisach gab 1937 beim Münchner Karnevalskongress eine mehr akrobatische als närrische Vorstellung, die von den Zünften der Vereinigung scharf kritisiert wurde. Fühlte sich dadurch Zunftmeister Schäfer, der Theatermann, getroffen und zog Konsequenzen?

c) Die Reichsregierung forderte nachdrücklich die Gründung eines Bundes Deutscher Karneval. Reichsleiter Robert Ley sowie Reichsminister Dr. Goebbels engagierten sich hier nachdrücklich und bestimmten auch bei der Gründungsversammlung den Präsidenten, den Münchner Ratsherrn Reinhard. Die Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte wehrte sich bestmöglich gegen die Zentralisierungsbestrebungen. Breisach sprach sich nachdrücklich für den BDK aus, Villingen, Elzach und andere wehrten sich heftig dagegen.

War Harry Schäfer durch die Gründung eines neuen Verbandes Wegbereiter der Gleichschaltung im Südwesten? Bereits bei der Verbandsgründung wurde ein Begrüßungstelegramm des BDK verlesen und festgestellt, dass alle Gründungszünfte sich dem BDK anschließen würden.

Ob dies Ursachen waren, die zur Gründung des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte führten, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Sicher ist auch, dass in den Jahren 1935 bis 1937 eine ganze Anzahl von Zünften in der Rheinebene gegründet wurden. Neugründungen erfolgten in Orten mit alter geschichtlicher Fasnachtstradition, die häufig über Jahrhunderte nachzuverfolgen war.

In der Rheinebene waren in den vergangenen Jahrhunderten viele kriegerische Auseinandersetzungen, die gewachsenes Brauchtum vernichteten, verboten oder auch durch fremde Einflüsse veränderten. So ist bis Basel der Einfluss des rheinischen Karnevals zu verfolgen. Im Schwarzwald und im schwäbischen Raum waren diese Einflüsse nicht so stark, das Brauchtum hat sich dort in meist reinerer Form erhalten. Nicht zuletzt durch die nationale Regierung wurde bodenständiges Brauchtum gefördert; so besannen sich gerade im "Grenzland im Südwesten" viele Gemeinden und Zünfte auf ihre alten überlieferten Traditionen. Verschüttetes wurde ans Licht geholt, alte Bräuche wiederbelebt, man wollte und förderte "zünftige" Traditionen. [...]

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